Unter der Schirmherrschaft von Superintendent Jürgen Tiemann und Probst Roland Falkenhahn haben jetzt rund 40 Initiativen, Gemeinden und Vereine aus Minden und Umgebung den Boden dafür bereitet, dass sich die Stadt Minden der Initiative „Seebrücke“ angeschlossen hat. Mit rund 1000 Unterschriften von Bürgerinnen und Bürgern wurde das Thema Seebrücke in die Stadtverordneten-Versammlung gebracht und dort nach intensiven Beratungen positiv beurteilt. Somit gilt nun Minden offiziell und im Sinne der Seebrücken-Bewegung als „sicherer Hafen“.
Die Bewegung „Seebrücke“ ist im Juli 2018 entstanden, als das Schiff „Lifeline“ mit 234 Flüchtlingen an Bord tagelang auf hoher See ausharren musste und in keinem europäischen Hafen anlegen konnte. Mehrere Städte und Länder boten damals an, Menschen von der Lifeline aufzunehmen. Dennoch unternahmen Politiker und Regierungen viel zu lange nichts, um die Menschen sicher von Bord zu holen.
Empört schlossen sich einige haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende der Geflüchteten-Hilfe zu einer Messenger-Gruppe zusammen. Daraus entstand in wenigen Tagen die Initiative „Seebrücke“, für die seitdem über 150.000 Menschen auf die Straße gegangen sind.
Zu einem „sicheren Hafen“ gehört zunächst einmal, dass sich eine Stadt mit den Menschen auf der Flucht und den Zielen der Seebrücke solidarisch erklärt, sich offen gegen die Kriminalisierung der Seenotrettung im Mittelmeer positioniert und gegenüber dem Bundesland und der Bundesregierung dafür einsetzt, bestehende Programme der Flüchtlingshilfe in angemessener Weise auszubauen. Außerdem erklären sich Sicherer-Hafen-Städte bereit, über die regulären Verteilquoten hinaus aus Seenot gerettete Geflüchtete aufzunehmen und unterzubringen. Bislang gibt es deutschlandweit 69 solche sichere Häfen.
„Die Seebrücken-Bewegung ist im europäischen Kontext etwas Besonderes: Zivilgesellschaft und Kommunalpolitik an der Basis demokratischer Selbstbestimmung fühlen sich verbunden und gemeinsam verantwortlich für ein demokratisches, friedlich für einander einstehendes Europa“, sagte Jürgen Tiemann im Rahmen der Stadtverordneten-Versammlung. „Indem wir auf kommunaler Ebene vor Ort Hilfe anbieten, um die im Mittelmeer aus Seenot geretteten Menschen aufzunehmen, wollen wir in Minden Verantwortung übernehmen für die Integration dieser Menschen in unsere Zivilgesellschaft.“