Wort zum Sonntag

Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.

Einfach Gutes tun – Die Konserve des Monats

Der Evangelist Lukas berichtet von einem Gespräch, das Jesus mit einem Mann geführt hat. In der Diskussion ging es um die Frage: „Was muss ich tun, um das ewige Leben zu erhalten?“ Jesus antwortete: „Was liest du in der Bibel?“ Der Mann antwortete: “Liebe den Herrn, deinen Gott, von ganzem Herzen, mit ganzem Willen, mit ganzer Kraft und mit deinem Verstand (5. Mose 6,5). Und: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst (3. Mose 19,18)“. „Das ist die richtige Antwort“, sagte Jesus „Handle so und du wirst leben“.
Der Mann fragte weiter: „Wer ist denn nun mein Nächster?“ Und Jesus veranschaulicht seine Antwort mit der Beispielgeschichte vom barmherzigen Samariter: Ein Mann ist auf der gefährlichen Straße zwischen Jerusalem und Jericho unterwegs. Er wird überfallen und verletzt. Drei Männer, die beruflich von Gott und seiner Liebe reden, und von denen sich die Zuhörer der Geschichte selbstverständlich Hilfe erwarten, tun nichts und ignorieren den Verletzten. Dann kommt ein Ausländer vorbei und tut das, was die Frommen hätten tun sollen: Er hilft dem Opfer des Überfalls und kümmert sich um seine Versorgung.

Der Nächste ist also der, der mich jetzt braucht; der meine Aufmerksamkeit, meine Zeit und meine Unterstützung benötigt. In unruhigen Zeiten ist es gar nicht so einfach herauszufinden, wer mein Nächster ist und wie ich ihm helfen kann. Die vielen Krisen beanspruchen meine Aufmerksamkeit.

Manchmal sind die guten Ideen aber auch ganz nah: In einem Gespräch mit der Mindener Tafel stellte sich heraus, dass bei der Tafel zurzeit ganz praktisch Konserven fehlen, die die Tafel gerne verteilen würde. So entstand das Projekt „Konserve des Monats“ in der Kirche am Glacis: Zu jeder öffentlichen Veranstaltung steht eine grüne Kiste der Mindener Tafel im Foyer des Gemeindezentrums und die Besucher sind gebeten, Konserven mitzubringen. Jeden Monat eine andere Sorte. Die Konserve des Monats März ist: Obst. Wenn Sie unsere Gottesdienste oder andere Veranstaltungen besuchen, wundern Sie sich nicht, wenn die Menschen neben Ihnen im Vorbeigehen ein oder zwei Dosen aus der Jacken- oder Handtasche ziehen und in die Kiste legen. Es ist im Augenblick unser kleiner Versuch, den Menschen, denen die Tafel hilft, zu helfen. Ich freue mich sehr, wenn Sie sich daran beteiligen.

Olaf Mohring

Olaf Mohring

Pastor der Kirche am Glacis, Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Minden

Ein Haushalt mit unbegrenzten Mitteln – Weitergeben, was Gott uns schenkt

Nun ist er beschlossen, der Bundeshaushalt. Jede Menge Haushaltslöcher mussten gestopft werden. Es standen eben keine unbegrenzten Mittel zur Verfügung.

Interessant ist, dass in der Bibel Christinnen und Christen auch als „Haushalterinnen und Haushalter“ bezeichnet werden. Nur, dass es da nicht um Geld geht, sondern um Gaben Gottes für uns Menschen, die wir weitergeben können.

Im ersten Brief des Petrus heißt es: „Dient einander mit den Fähigkeiten, die Gott euch geschenkt hat – jeder und jede mit der eigenen, besonderen Gabe! Dann seid ihr gute Haushalter der vielfältigen Gnade Gottes.“ (1. Petrus 4, 10). Da ist von den Gaben die Rede, die Gott uns Menschen geschenkt hat, damit sie anderen dienen. Und da gibt es keine begrenzten Haushaltsmittel. Gottes Gnade ist reichlich vorhanden. Wir können sie mit vollen Händen weitergeben.

Im Internet fand ich folgende Erklärung des Begriffs Gnade: „Gnade (gr. charis) ist gewährte Freundlichkeit, Wohltat, Dankbarkeit, Annahme, Gunst ohne Erwartung von Vergeltung, die ihren einzigen Beweggrund in der Güte und Freimütigkeit des Gebers hat.“

Freundlichkeit, Dankbarkeit, Güte – solche Geschenke können wir alle gebrauchen. Wenn Menschen, die selber von der Gnade Gottes leben, einander freundlich begegnen, anderen selbstlos helfen und Gutes tun – dann wird Gottes Gnade weitergegeben. Wenn Menschen sich nicht von Hass oder Rachegefühlen leiten lassen, sondern von Nachsicht und Vergebung, dann sind sie gute Haushalterinnen und Haushalter der Gnade Gottes. Was dazu nötig wäre, könnten wir jeden Tag neu aus Gottes Hand nehmen – und gern an andere weitergeben. Seine Gnade, Freundlichkeit, Liebe ist für uns da, ohne Wenn und Aber.

Was Gott schenkt – das ist wie ein Haushalt mit unbegrenzten Mitteln. Es ist genug für jeden Menschen da. Wir können es ausprobieren – vielleicht gleich an denen, die uns heute begegnen werden. Mit Freundlichkeit, Dankbarkeit, mit Nachsicht – und damit, dass wir für andere da sind mit den Gaben, die Gott uns geschenkt hat. Eben als gute Haushalterinnen und Haushalter der vielfältigen Gnade Gottes.

Thomas Salberg

Thomas Salberg

Pfarrer, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Petershagen-Friedewalde

Brücken bauen

Christian Bünnigmann

Christian Bünnigmann

Pastor im Pastoralverbund Mindener Land

Die Geister scheiden sich an der Frage, ob unsere Gesellschaft gespalten ist oder nicht. So oder so ist es aber wohl sinnvoll, Brücken zu haben, die einer Spaltung vorbeugen oder sie heilen.

Christen sind in der Nachfolge Jesu in jedem Fall berufen, Brückenbauer zu sein. Denn Jesus Christus ist selbst die Brücke. In seiner Person ist er die Brücke zwischen Gott und Mensch, weil er selbst Gott und Mensch ist. Auf eine andere, aber nicht ganz unähnliche Weise sind seine Nachfolger gerufen, Brücken zu bauen, auch zwischen Menschen.

Das Überbrücken von Gegensätzen ist kein Verwischen der bestehenden Unterschiede. Wie eine Brücke feststehende Pfeiler braucht, so steht auch der Christ fest und unterscheidbar in seiner Überzeugung, seinem Glauben. Nur von diesem festen Fundament aus kann er eine Brücke zu Menschen anderer Überzeugung schlagen. Er kann tolerant sein, das heißt, den bestehenden Gegensatz, auch die gegenteilige Auffassung eines Gegenübers ertragen, ohne den anderen Menschen geringzuschätzen.

Ich glaube, dass die Kultur, der Sport und andere Bereiche der mitmenschlichen Begegnung große Chancen enthalten, Spaltungen zwischen unterschiedlichsten Menschen in unserem Land zu überwinden. Solche Brücken zu schlagen, gehört zum christlichen Selbstverständnis. Es ist ein Auftrag für den Christen. Wenn dabei noch an einer friedlichen Gesellschaft mitgearbeitet wird – umso besser.