Ostern, Gründonnerstag und Karfreitag

Die Karwoche

Mit dem letzten Sonntag vor Ostern beginnt die Karwoche. Dieser Sonntag wird Palmarum oder Palmsonntag genannt. Er ist dem Gedenken an den Einzug Jesu in Jerusalem gewidmet und heißt so wegen der Palmzweige, die Bewohnerinnen und Bewohner zur Begrüßung auf den Weg gelegt hatten.

Die Karwoche schließt Gründonnerstag und Karfreitag ein und endet mit dem Karsamstag. Die Karwoche vollzieht das Leidensgeschehen nach: vom Einzug Jesu in Jerusalem über die Fußwaschung, das letzte Abendmahl, den Verrat, die Verhaftung, die Verleugnung des Petrus und den Prozess bis zur Kreuzigung und zur Grablegung. Das Wort „Kar“ bedeutet im Mittelhochdeutschen „Wehklage“, „Trauer“. Die Karwoche ist eine stille Zeit.

Gründonnerstag

Der Gründonnerstag erinnert an das jüdische Passahmahl, das Jesus als letztes Festmahl mit seinen engsten Freunden, den Jüngern, eingenommen hat. Bei diesem Essen forderte er seine Jünger auf, in Zukunft öfter gemeinsam ein solches Abendmahl zu feiern. Daraus ist letztlich das Abendmahl entstanden, wie es heute im Gottesdienst gefeiert wird. Aus der Überlieferung in der Bibel stammen die „Einsetzungsworte“, die heutzutage in Abendmahlsgottesdiensten gesprochen werden.

Der Bibel zufolge hat Jesus beim letzten Abendmahl mit den Jüngern sein Sterben am Kreuz gedeutet, indem er seinen Tod (Leib und Blut) als für die Sünden der Menschen gegebenen, stellvertretenden Tod darstellt. Für Gläubige ist der auferstandene Christus in Brot und Wein gegenwärtig. Wie man sich das vorstellen kann, deuten die Konfessionen unterschiedlich.

Zum Gründonnerstag gehört auch die Fußwaschung. Sie geht ebenfalls auf das letzte Abendmahl zurück, das Jesus mit seinen Jüngern feierte. Fußwaschungen sind im Orient ein Zeichen von Gastfreundschaft. Indem Jesus seinen Jüngern die Füße wusch, brachte er zum Ausdruck, dass im Kreis der Jünger ohne Rangfolge einer dem anderen dienen sollte. Heutzutage gehört die Fußwaschung in der katholischen Kirche fest zur Gründonnerstagsliturgie.

Eine besondere Ausprägung der Fußwaschung gibt es in Minden: In einem gottesdienstlichen Rahmen wäscht ein katholischer Priester einem evangelischen Pfarrer oder einer evangelischen Pfarrerin die Füße; im darauffolgenden Jahr wechseln die Konfessionen ihre Rollen bei der Fußwaschung ab. In dieser Ausprägung ist die Fußwaschung ein Zeichen des ökumenischen Miteinanders.

Karfreitag

Der Karfreitag ist der Überlieferung nach der Todestag Jesu. Am Karfreitag fanden der Prozess, die Hinrichtung und die Grablegung statt. Evangelische Gemeinden feiern an diesem Tag üblicherweise einen Gottesdienst mit Abendmahl. Dabei bleibt die Kirche ungeschmückt und der Altartisch leer. Die Glocken schweigen. In manchen Gemeinden wird zur so genannten „Sterbestunde Jesu“ am Nachmittag ein zweiter Gottesdienst oder eine Andacht gehalten.

Für evangelische Christinnen und Christen ist der Karfreitag der höchste kirchliche Feiertag. Vor allem im Tod Jesu sahen die Reformatoren wie Luther und Calvin die Erlösung aus Sünde und Schuld.

Der Samstag der Karwoche gilt als der Tag der Grabruhe Jesu. Dieser Tag ist der stillste Tag im Kirchenjahr; es finden keine Gottesdienste statt und es gibt kein Glockengeläut.

Osternacht

Die Osternacht bildet – auch als Frühgottesdienst um fünf oder sechs Uhr morgens – den eigentlichen Abschluss der Karwoche. In der Osternacht wird an die Auferstehung Jesu erinnert und der Beginn von etwas völlig Neuem gefeiert, das die Christenheit mit überschwänglicher Freude erfüllt. Durch das Anzünden der Osterkerze in der dunklen Kirche wird deutlich: In das Dunkel des Todes bricht das Licht des Auferstandenen hinein. An der großen prächtigen Osterkerze entzünden die Besucherinnen und Besucher des Gottesdienstes ihre eigenen kleinen Osterkerzen, so dass sich allmählich das Licht – wie die Auferstehungshoffnung im Leben – im Gottesdienstraum ausbreitet. Dabei sprechen sich die Gläubigen die Auferstehungsbotschaft zu: Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden!

Ostersonntag und Ostermontag

Am Ostersonntag steht die Erinnerung an die Auferstehung im Mittelpunkt. Durch die Auferstehung Jesu erfährt menschliches Leben über den Tod hinaus Hoffnung und Sinn, denn Jesus überwindet den Tod. Freude und Jubel darüber drücken sich nicht nur im festlichen Ablauf des Gottesdiensts aus. Auch Osterfrühstücke und das Eiersuchen der Kinder nach dem Gottesdienst sind Ausdruck österlicher Freude.

Am Ostermontag stehen im Gottesdienst die Hoffnungen im Mittelpunkt, die mit der Auferstehung verbunden sind. Die diesem Tag zugeordneten Bibeltexte vermitteln Hoffnung und Trost, Aufbruch und Neuanfang im Glauben. Sie erzählen von der Gewissheit, dass der auferstandene Christus seine Jüngerinnen und Jünger begleitet.

Ostersonntag und Ostermontag sind beliebte Termine für Taufen. Oft finden in Ostergottesdiensten gleich mehrere Taufen nacheinander statt.