Wie reagieren Menschen, wenn sie von Gott angesprochen werden? Diese Frage stellte sich bereits, als Jesus mit großem Zulauf predigte. Viele ließen sich ansprechen, aber nicht alle. Manche machten regelrecht zu.

Dabei ist die Botschaft von Gott geliebt zu werden doch die beste Botschaft überhaupt. Besonders die Anständigen wollten diese Liebe, nicht mit den Unanständigen teilen. Sie meinten, dass sie sich Gottes Liebe hart erarbeitet hätten, das müssten die anderen erst mal nachmachen.

Sie erinnern mich immer an meine Gehölze im Garten. Mit den Jahren bekommen manche eine ganz schön harte Rinde und sie werden unten kahl.

Da kommen keine neuen Triebe mit Blüten mehr raus. Erst wenn die verständnisvolle Gärtnerin so manchen verholzten, harten Trieb zurück schneidet, besinnt sich der Strauch: Neue, biegsame Triebe treiben aus dem Rest des alten Holzes wieder aus und bringen neues Leben und Blüten.

Ich bewundere diese Sträucher, allen voran die Rosen, dass sie aus ganz altem Holz neue Triebe schieben können, wenn sie nur richtig geschnitten werden.

Der Schnitt weckt sie auf und sie antworten mit neuem Wachstum.

Und wir Menschen? Wir verhärten uns auch an so mancher Stelle unserer Seele, nicht nur in unserem Körper. Aus Enttäuschung, aus Angst, aus Trauer, vielleicht aus Lieblosigkeit, legen wir eine harte Rinde um unser Herz, wir verhärten uns und wir verkrümmen uns dabei.

Gott sieht aber die ‚schlafenden Augen‘ unter unserer Rinde. Die Möglichkeit von neuen Trieben, von neuem Wachstum auch im ganz alten Holz.

Dafür braucht es den beherzten Schnitt, der alte Zöpfe abschneidet.

Dazu braucht es den Weckruf von Liebe, Licht und Wärme im Frühjahr.

Die Zeit vor Ostern erschöpft sich nicht in einem wochenlangen Ausblick auf die Leiden Christi. Sie will unseren Blick auf Gottes Güte lenken, die uns reicher beschenkt, als wir es uns je verdienen könnten. Er sieht bei uns Möglichkeiten, wo wir schon aufgegeben haben.

Für alle Gärtner, die in diesen Tagen ihre Scheren schärfen und schauen,

wo ein Rückschnitt nottut: Schauen wir auch in unser Herz und schauen, was sich da verhärtet hat und einen Rückschnitt braucht.

Schauen wir liebevoll auf unser Leben und schneiden wir mit dem Bild der neuen Blüten vor Augen, die auch wir wieder treiben können, gewärmt und gestärkt von Gottes Liebe.

Er schenkt uns viel mehr Möglichkeiten, als wir in uns und an einander sehen können. Das wäre doch mal ein Frühjahrsputz!

Heute, wenn ihr seine Stimme hört, so verstockt eure Herzen nicht. Hebräer 3,15

Katja Reichling

Katja Reichling

Pfarrerin im Entsendungsdienst an der Christuskirche und am Albert-Schweitzer-Haus