Auf dem Materialschrank lebt Charlotte, sehr zur Freude der Kindergruppe. Denn Charlotte ist ein Schaf, ein Handpuppenschaf. Für die Kleinen ist noch nicht zu unterscheiden, ob sie echt ist oder nicht. Aber ihre Geschichten, die finden sie echt gut.

Charlotte erzählt nämlich, wie das so ist als Schaf: geborgen in der Herde, unternehmungslustig auf der Wiese, einsam in der Menge, getröstet und einmal sogar gefunden.

Die Kinder fragen nach Charlotte, sie wollen wissen, was sie in der letzten Woche so erlebt hat. Eigentlich hat sie ein ganz normales Schaf-Leben geführt. Das kommt gut an, denn Kinder finden sich in den Erzählungen wieder, vor allem, wenn sie von ihrem Hirten erzählt: ein Hirte, der jedes Schaf beim Namen kennt. Der sorgt dafür, dass es immer gute Weideplätze gibt. Er verjagt Angreifer und läßt den Tieren ihren Freiraum.

Nur wenig Kinder haben heute echte Schafe gesehen. Aber wenn Charlotte erzählt, dann können sie sich vorstellen, wie es Schafen geht, was sie erleben, wo Abenteuer und Gefahr sind, was ihnen guttut.

In der Bibel wird Jesus als der gute Hirte beschrieben, am kommenden Sonntag werden wir daran erinnert. Wenn ich mir das genau überlege, möchte ich nicht als „Schaf“ bezeichnet werden. Dieser Vergleich hat seine Grenzen. Aber Jesus als guten Hirten zu haben, das ist richtig gut. Bei Gott kann ich mich fallen lassen, da darf ich sein, wie ich bin. Auf einen guten Hirten ist Verlass, gerade in der Not. An ihn kann ich mich wenden mit meiner Angst und Sorge, aber auch mit meiner Freude, meinem Dank. In der Geschichte vom verlorenen Schaf erzählt Jesus, dass sich der Hirte auf die Suche nach dem einen macht, obwohl noch 99 andere da sein. Er hat sich riesig gefreut, als er es wieder gefunden hat. Die Kindergruppe kann das gut verstehen. Der Hirte kennt das Schaf mit Namen, es ist ihm wichtig. Die Kinder haben schnell begriffen: das gilt auch uns. Gott kennt uns beim Namen. Er geht uns hinterher. Wir dürfen zu ihm kommen.

Nicole Bernardy

Nicole Bernardy

Pastorin,