Mit einem abwechslungsreichen und gut besuchten Fest sind am Reformationstag in der Mindener Innenstadt die Veranstaltungen anlässlich des Reformationsjubiläums zu Ende gegangen. Ein knappes Jahr nachdem das Geschichtenmobil der EKD (Evangelische Kirche Deutschlands) auf dem Europäischen Stationenweg in Minden Halt gemacht hatte, kamen noch einmal mehrere Hundert Menschen zusammen, um Martin Luthers zu gedenken.
In der Ratskirche St. Martini wurde ein Abendmahlsgottesdienst mit Bach-Kantate („Gott der Herr ist Sonn und Schild“) gefeiert, in St. Marien ein fröhlich-bunter, kreativer Familiengottesdienst. Beide Kirchen waren „so voll, als ob Weihnachten wäre“, wie viele Besucher feststellten, und Superintendent Jürgen Tiemann formulierte im Anschluss an den Tag, die rege Teilnahme an den beiden Gottesdiensten sei für ihn „das schönste Geschenk“ gewesen.
Nach den beiden Gottesdiensten ging es weiter mit einer Luftballon-Aktion, Bläsermusik unter der Leitung von Kreisposaunenwart Lothar Euen und einer „Neuauflage“ des Thesenanschlags als Mitmach-Aktion. Grußworte hielten Bürgermeister Jäcke, Superintendent Jürgen Tiemann und Pastor Kreutzmann von der Domgemeinde.
Jäcke hob insbesondere das hervor, was Minden für die Teilnahme am Stationenweg qualifiziert hatte: die herausragende Bedeutung Luthers für die Bildung. In Minden hatte bereits 1529 Nikolaus Krage die erste protestantische Kirchenordnung verfasst und zu dieser hatte von vornherein auch eine Schulordnung gehört. Kreutzmann betonte, dass im Jubiläumsjahr viele Anknüpfungspunkte für die Ökumene entstanden seien und dass in Minden ohnehin in vielerlei Hinsicht ein schönes ökumenisches Miteinander bestehe. Auch Tiemann stellte in den Mittelpunkt seines Grußworts die Überlegung, wie deutlich im Kontext des Reformationsjubiläums der Wunsch evangelischer und katholischer Christen geworden sei, aufeinander zuzugehen und zusammenzuwachsen.
Im Marienstift gab es „Luthersuppe“ sowie Kaffee und Kuchen zum Aufwärmen; in der Kirche bestand die Möglichkeit, eine Druckerpresse à la Gutenberg auszuprobieren, die Schülerinnen und Schüler des Leo-Sympher-Berufskollegs in Kooperation mit der Martinigemeinde nachgebaut hatten. In der Sakristei entstanden Porträtfotos mit der Lutherrose als Hintergrund, im Eingangsbereich projizierte auf faszinierende Weise eine „Luther-Lichtsäule“ die 95 Thesen auf den Boden und an die Wände.
Ein besonderer Höhepunkt des Reformationsfests war ein kleines Theaterstück mit dem Titel „Reise nach Wittenberg“, geschrieben von Kirsten Moritz und inszeniert von Detlef Schmidt. In dem 20-Minuten-Stück schlüpfen Isabel Remer und Salina Sahrhage in die Rollen zweier Gauklerinnen, die sich auf dem Weg nach Wittenberg verlaufen. Unbeabsichtigt geraten sie nach Minden und unterhalten nun die Mindener Bürgerinnen und Bürger mit amüsanten Betrachtungen nicht zu Luthers Thesen, sondern zu bekannten Luther-Zitaten wie „in den sauren Apfel beißen“ oder „Hier stehe ich und kann nicht anders“.
Das Fest endete mit einem offenen Singen unter der schwungvollen Leitung von Kreiskantor Thomas Wirtz.